Showgirl - zwischen Studium und Stripclub by Bastei Lübbe

Showgirl - zwischen Studium und Stripclub by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2013-12-19T05:00:00+00:00


Nach meinem Besuch in Deutschland und dem Treffen mit dem Experten beschlossen meine Mitbewohner, Nevada und Big T, dass wir mal wieder etwas gemeinsam unternehmen sollten. Da wir alle keine besonders begeisterten Disko- oder Pubgänger waren, war ziemlich schnell klar, dass es in einen Stripklub gehen musste – und da ich Big T nach wie vor verbot, mich bei der Arbeit besuchen zu kommen, fand ich seinen Vorschlag, in einen anderen Klub zu gehen, nur mehr als fair.

In London war eine solche abendliche Vergnügung zu dieser Zeit sehr modern, und in den bekannten Frauenzeitschriften erschienen die ersten Artikel über Studentinnen wie mich, die sich mit dem Strippen ihr Studium finanzierten. Big T kannte sich gut in der Szene aus und hatte seine favorisierten Lokale, und so kam es, dass wir in einem Klub endeten, der zu einer Kette gehörte. Ja, auch Stripper kennen heutzutage Franchise. Wie beim McDonalds-Imperium sah es in jedem Klub des Unternehmens gleich aus, und es gab auch überall dasselbe auf der Karte: nackte Haut in Strass. Sogar die Tänzerinnen waren in verschiedenen Lokalen derselben Kette engagiert und tauchten auf den unterschiedlichen Bühnen der Franchisebetreiber auf, da sie ständig von Klub zu Klub wechseln mussten, was dazu führte, dass man(n) durchaus die Orientierung verlieren konnte: Wo war ich eigentlich gerade? Holborn oder Finchley?

Ich persönlich war kein großer Fan von diesen Klubs, denn sie waren dafür bekannt, dass hier wirklich jeder arbeiten durfte und die Shows ziemlich freizügig waren – irgendwie klar, warum Big T gerade diese Läden ansteuerte.

Das Entree, das wir gemeinsam betraten, war in dunklem Blau gehalten, und auch sonst überwog die Farbe. An den Wänden hingen überall Spiegel, sodass man permanent das Gefühl hatte, sich in einem Spiegelkabinett aufzuhalten. Mir wurde ganz schwindlig, zumal sich in den Glasscheiben Hunderte von Frauen zu spiegeln schienen. Der Effekt ging auch an Big T nicht vorbei. Er hatte ganz glasige Augen vor Vorfreude. (Glasig! Was sagt uns das noch? Richtig!)

Eine Kellnerin in schwarzen Hotpants und einer Weste, unter der sie nicht mehr als einen Push-up-BH trug, brachte uns zu einem der Tische. Die Bühnenshow war schon im Gange, und zu den Klängen von Britney Spears’ »Toxic« entledigte sich eine kleine Blondine ihrer wenigen Kleider. Sie wirkte dabei eher stürmisch und unkoordiniert, und Goldie hätte sie für ihre Hektik sicher längst gerügt oder nach Hause geschickt. Wir bestellten drei völlig überteuerte Wodka Cranberry und sahen uns um. Etwa zwanzig Frauen standen an der Bar, viele lachten und tranken aus Sektgläsern. In diesem Klub waren die Bühnenshows eher sekundär, die Mädchen mussten sich stattdessen an die Gäste ranmachen, um schnell an einen Tabledance zu kommen. Auch hier kosteten die Tänze zwischen 10 und 20 Pfund.

Viele der Frauen beäugten uns eher skeptisch. Es war immer schwierig, wenn weibliche Gäste in den Klub kamen. Ich fand das jedoch (selbst als Tänzerin) stets besonders spannend, denn Frauen sind schließlich die größten Kritiker. Sie bewerten niemanden so streng wie sich selbst oder eine Konkurrentin. Ein Kompliment von einer Frau zu bekommen hat immer einen viel größeren Stellenwert als von einem Mann.



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